Immense Schäden durch Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer
von Kevin Phillipp
Immense Schäden durch Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer
(Dübener Heide/Wsp/kp). Die letzten beiden trockenen Jahre haben vor allem in unseren Wäldern Spuren hinterlassen. Wir sprachen dazu mit Silvio Karczmarczyk, Sprecher des Forstbezirks Taura im Staatsbetrieb Sachsenforst.
Herr Karczmarczyk, wie bewerten Sie die Trockenheit und welche Auswirkungen hat das auf unsere Wälder?
Auch im Kalenderjahr 2020 bleibt der Zustand in den nordsächsischen Wäldern dramatisch. Zahlreiche Käferarten führen in diesem Jahr zu einem intensiven Stehendbefall der Kiefernbestände. Mit den deutlich angestiegenen Temperaturen sind auch die Borkenkäfer in den sächsischen Wäldern wieder aktiv. Vielerorts schwärmen derzeit die Insekten aus ihren Winterquartieren aus. Sie suchen gezielt geeignete Bäume, um sich unter der Rinde zu vermehren. Bei starkem Befall sterben die Bäume ab. Dieses Szenario droht dem sächsischen Wald in diesem Jahr wieder auf großer Fläche.
Welche Rolle spielen die Käferarten aktuell in der Forstwirtschaft?
Infolge der extremen Witterungsverläufe stiegen die Befallsmengen durch Borken-, Bock- und Prachtkäferarten stark an. Die Schadholzmengen im Forstbezirk Taura liegen in diesem Jahr bei 150.000 Festmeter. Diese Menge ist mehr als das Doppelte von der jährlich geplanten regulären Nutzung – rund 70.000 Festmeter. Noch wesentlich dramatischer waren die Mengen im Vorjahr von 260.000 Festmetern, davon waren allerdings 210.000 Festmeter Sturmholz vom Orkan Friederike und „nur“ 50.000 Festmeter Schadholz von Borkenkäfern. Utz Hempfling, der Landesforstpräsident und Geschäftsführer unseres Staatsbetriebs Sachsenforst, unterstrich den Ernst der Situation wie folgt: „Wir verzeichnen derzeit mehr Borkenkäfer in den sächsischen Wäldern als wahrscheinlich jemals zuvor in der forstlichen Geschichte. Unter optimalen Bedingungen konnten sich die Käfer in den vergangenen zwei Jahren massenhaft vermehren.
Wieviel Prozent der Wälder sind betroffen?
Der gesamte Wald in der Dübener Heide ist sowohl von der Trockenheit, als auch vom Borkenkäferbefall betroffen. Natürlich einige Gebiete wesentlich stärker als andere. Zunehmend traten in diesem Jahr auch Schäden an den Laubbäumen auf, hierbei vor allen an Buche und Eiche. Dies ist dem zweiten Trockenjahr in Folge geschuldet. Jährlich werden auch weiterhin 110 Hektar Wald im Forstbezirk Taura von Nadel- zu Mischwäldern umgebaut.
Wie versuchen Sie als staatlicher Forstbetrieb, diese Situation zu bewältigen?
Borkenkäfer vermehren sich unter der Rinde der Bäume. Solange die Entwicklung der Larven noch nicht abgeschlossen ist, können effektive Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die befallenen Bäume müssen gefällt und die Stämme so schnell wie möglich aus dem Wald gebracht werden. Besonders gefährdet sind die sehr anfälligen Reinbestände aus Fichten, Kiefern oder Lärchen, die bereits im Vorjahr befallen waren.
Solange das Schwärmen noch nicht begonnen hat, insbesondere in den kühleren Mittelgebirgslagen, sollten weiterhin Stämme mit noch überwinternden Borkenkäfern und Sturmholz aus dem Winter so schnell wie möglich aus dem Wald transportiert werden.
Um ein Absterben ganzer Wälder zu verhindern, ist die rechtzeitige und ausreichende Bekämpfung Pflicht der Waldbesitzer. Die rund 85.000 Waldbesitzer in Sachsen werden dabei unterstützt. Sachsenforst berät Waldbesitzer zu allen Fragen der Waldbewirtschaftung und Schadensbewältigung kostenlos und flächendeckend in 62 Revieren in ganz Sachsen. Der Freistaat fördert Maßnahmen der Waldbesitzer zum Waldschutz und zur Wiederbewaldung 2020 mit rund 10 Millionen Euro. Außerdem stehen für den Zeitraum von 2021 bis 2023 weitere 28 Millionen Euro für diese Maßnahmen zur Verfügung.
Welcher Schaden ist in den letzten beiden Jahren entstanden und wie lautet Ihre Prognose?
Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer haben in den vergangenen zwei Jahren rund sieben Millionen Kubikmeter Schadholz in Sachsen hinterlassen. Auf mehreren tausend Hektar sind Kahlflächen entstanden. Das Ausmaß der Waldschäden durch Borkenkäfer in diesem Jahr ist stark von der weiteren Witterung abhängig. Ein eher kühler und nasser Sommer kann die Entwicklung der Käfer entscheidend verlangsamen und stärkt die natürlichen Abwehrkräfte der Waldbäume. Bei einem durchschnittlichen Witterungsverlauf erwarten unsere Experten allerdings trotz aller Anstrengungen Waldschäden in der Höhe des Vorjahres.