Funkmast in Durchwehna: Anwohner fühlen sich übergangen
von Kevin Phillipp
Idylle getrübt: Anwohner fühlen sich übergangen

Keine Fotomontage, sondern Realität: Seit wenigen Wochen ragt etwa 70 Meter hinter dem Grundstück von Sandy Koch und Jens-Uwe Ritter im Durchwehnaer Gleinermühlenweg ein 42 Meter hoher Funkmast aus dem Boden – ohne vorherige Information an die direkten Nachbarn. Foto: (Wsp) Phillipp
(Durchwehna/Wsp/kp). Sandy Koch und Jens-Uwe Ritter kauften sich vor fünf Jahren ein Stück Idylle und bezogen ein Grundstück am Durchwehnaer Ortsrand. Bereits ein Jahr später wurden erste Planungen laut, dass auf einem der angrenzenden Felder in unmittelbarer Nähe ihres Hauses ein Funkmast entstehen soll. „Seitdem haben wir nie wieder etwas gehört. Daher dachten wir, das Thema hätte sich erledigt“, sagt Sandy Koch.
Vor wenigen Wochen wurde die Idylle plötzlich nachhaltig getrübt. Rund 70 Meter hinter ihrer Grundstücksgrenze schoss binnen weniger Tage ein Turm empor. Eine vorherige Information gab es nicht. „Das kann doch wirklich nicht sein, dass man im Vorfeld den direkten Nachbarn nicht Bescheid gibt“, schüttelt sie den Kopf. Bürgermeister Lothar Schneider (parteilos) ist das Ganze bekannt und wundert sich auf Anfrage ebenfalls: „Im Zuge des Genehmigungsverfahrens wurde unsere Gemeinde im Jahr 2021 als Träger öffentlicher Belange angehört. In unserer Stellungnahme haben wir deutlich den Wunsch geäußert, dass die Investoren nicht so dicht an die Bebauung ranrücken. Warum dies nun geschehen ist, erschließt sich mir nicht.“ Die Genehmigung erteilte letztendlich das Bauordnungs- und Plaungsamt im Landratsamt Nordsachsen. Bauherr ist die Vantage Towers AG. Beim Funknetzbetreiber handelt es sich um Vodafone.
„Wir fühlen uns einfach übergangen. Wir hatten gar nicht die Möglichkeit, uns in der Gemeinde dagegen stark zu machen und uns zu wehren. Mittlerweile sind Tatsachen geschaffen worden, mit denen wir leben müssen“, ärgert sich Jens-Uwe Ritter, der wie seine Partnerin darüber hinaus einen enormen Wertverlust seiner Immobilie beklagt.
Den Beiden geht es dabei gar nicht in erster Linie um Bedenken bezüglich der Gesundheit. „Wir sind nun so nah dran, dass uns die Funkwellen vermutlich nicht treffen. Vielleicht könnte die Gemeinde oder der Investor ja im Nachgang ein Gutachten anfertigen, dass alle etwas beruhigt. Uns geht es darum, dass es anderen künftig nicht so geht wie uns, dass einfach rechtzeitig informiert wird“, sagt Ritter, der inzwischen permanent auf den Masten schaut, sobald er auf der Terrasse sitzt.
Schließlich ging es im benachbarten Kossa ja auch. Der dortige Turm sollte ursprünglich auch näher an die Bebauung ran. Da sich der anvisierte Standort nach dem Geschmack von Eltern und Anwohnern zu dicht an der örtlichen Kita befand, regte sich Gegenwehr. Mit dem daraus resultierten Kompromiss konnten am Ende alle Seiten leben – so sollte es doch auch sein.